2011 Mai – BEIGEWUM

Archiv für Mai 2011


27.6.11: Die andere ö. Schule: Kurt Rothschild (+Video!)

31. Mai 2011 – 12:58 Uhr

Mon­tag, 27. Juni 2011, 19 Uhr, im Repu­bli­ka­ni­schen Club (Rockhg.1, 1010 Wien):

DIE ANDERE ÖSTERREICHISCHE SCHULE:  Kurt ROTHSCHILD


Video­auf­zeich­nung der Ver­an­stal­tung hier.


Prä­sen­ta­ti­on des neu­en Kurs­wech­sel 2/​2011

Kurt Roth­schilds Metho­do­lo­gie: Eli­sa­beth SPRINGLER (FH /​ Bfi Wien),
Kurt Roth­schild und die Finanz­kri­se: Peter MOOSLECHNER (OeNB),
Kurt Roth­schild und Arbeits­lo­sig­keit heu­te: Her­bert WALTHER 
(Wirt­schafts­uni­ver­si­tät Wien),
Mode­ra­ti­on: Wil­fried ALTZINGER (Wirt­schafts­uni­ver­si­tät Wien)

Kurt W. Roth­schild war zwei­fels­oh­ne der bekann­tes­te Nationalökonom 
Öster­reichs; er ver­fass­te über 300 Arti­kel und schrieb über 25 Bücher. 
Roth­schild ver­starb am 15. Novem­ber 2010 im Alter von 96 Jah­ren. Er 
war uns nicht nur als Öko­nom ein gro­ßes Vor­bild, son­dern auch und vor 
allem als umfas­sen­der Huma­nist in allen Tei­len sei­nes (pri­va­ten wie 
öffent­li­chen) Lebens. Roth­schild muss­te 1938 von Öster­reich nach 
Glas­gow emi­grie­ren und war dort bin­nen kur­zer Zeit in die neue und 
jun­ge Dis­kus­si­on um die keyne­sia­ni­sche Theo­rie invol­viert. Bereits 
1942 ver­öf­fent­lich­te er sei­nen ers­ten Arti­kel im Eco­no­mic Jour­nal, dem 
dama­li­gen zen­tra­len, von John May­nard Keynes editierten 
Publi­ka­ti­ons­or­gan in der Öko­no­mie. Roth­schild kam 1947 nach Wien 
zurück und arbei­te­te für 20 Jah­re am Öster­rei­chi­schen Insti­tut für 
Wirt­schafts­for­schung (WIFO), wel­chem er auch bis zu sei­nem Tode als 
Kon­su­lent zur Ver­fü­gung stand. 1966 erhielt Roth­schild sei­ne Berufung 
an die neu gegrün­de­te Uni­ver­si­tät Linz, wo er und sei­ne KollegInnen 
das neue Stu­di­um der Volks­wirt­schafts­leh­re errich­te­ten. Nach seiner 
Eme­ri­tie­rung im Jah­re 1985 arbei­te­te, schrieb und lehr­te Rothschild 
bis zu sei­nem Tode in Wien sowie an zahl­rei­chen Uni­ver­si­tä­ten im In- 
und Aus­land. Sei­ne Publi­ka­ti­ons­lis­te erwei­ter­te sich auch in dieser 
Zeit unge­bro­chen. Kurt Roth­schild war dem BEIGEWUM als Berater, 
Vor­tra­gen­der und Dis­ku­tant stets eng ver­bun­den, eben­so war er 
unter­stüt­zen­des Mit­glied und belieb­ter Vor­tra­gen­der im 
Repu­bli­ka­ni­schen Club – Neu­es Öster­reich. Der BEIGEWUM gedenkt 
Roth­schild mit einer Kurs­wech­sel-Son­der­num­mer zum The­ma: „Die andere 
öster­rei­chi­sche Schu­le: Kurt Rothschild“.


Heft bestel­len: Hier

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Symposium Neoliberalismus – Krisenfolgen – Machtverhältnisse 2011 17.-19.6.11 in Graz

31. Mai 2011 – 12:57 Uhr

Neo­li­be­ra­lis­mus – Kri­sen­fol­gen – Macht­ver­hält­nis­se 2011
Sym­po­si­um zur Ana­ly­se und Dis­kus­si­on der Kontinuitäten und Brüche
neo­li­be­ra­ler Herr­schaft, post­neo­li­be­ra­ler Ten­den­zen und emanzipatorischer
Strategien

FR 17.6. – SO 19.6. 2011 /​ FORUM STADTPARK /​ Graz

Im Ange­sicht der sich ver­schär­fen­den sozia­len Fol­gen der großen
mul­ti­plen Kri­se, mit der wir es der­zeit zu tun haben, sol­len die
gegen­wär­ti­gen öko­no­mi­schen, poli­ti­schen und gesellschaftlichen
Trans­for­ma­tio­nen im Rah­men des Sym­po­si­ums in den Blick genom­men werden.
Kri­ti­sche Wissenschaftler_​innen, Denker_​innen und Aktivist_​innen werden
die Kon­ti­nui­tä­ten und Brü­che neo­li­be­ra­ler Regierungsweisen,
Regu­la­ti­ons­for­men und Sub­jek­ti­vie­rungs­wei­sen ana­ly­sie­ren. Die zentrale
Fra­ge­stel­lung dabei ist, ob der Neo­li­be­ra­lis­mus gestärkt aus der Krise
her­vor­geht, in wel­cher Wei­se er sich ver­än­dert und welche
post­neo­li­be­ra­len Ten­den­zen aus­zu­ma­chen sind.

Im Rah­men der Vor­trä­ge, Dis­kus­sio­nen und Work­shops sol­len die Intentionen
und Stra­te­gien der für die Desta­bi­li­sie­rung der Wirt­schaft, die
fort­schrei­ten­de Ent­de­mo­kra­ti­sie­rung und die Inten­si­vie­rung sozialer
Pola­ri­sie­rungs- und Ero­si­ons­pro­zes­se ver­ant­wort­li­chen Akteur_innen
sicht­bar gemacht wer­den. Debat­tiert wer­den soll vor allem auch, wie
eman­zi­pa­to­ri­sche Kräf­te den besorg­nis­er­re­gen­den Entwicklungen
ent­ge­gen­wir­ken kön­nen. Wel­che Inter­ven­ti­ons­mög­lich­kei­ten bestehen
ange­sichts der der­zei­ti­gen Macht­ver­hält­nis­se? Wel­che gesellschaftlichen
und poli­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen wer­den die kom­men­den Jah­re und
Jahr­zehn­te prägen?

Vor­tra­gen­de und Diskutant_innen
Jens Wis­sel (Insti­tut für Sozi­al­for­schung, Uni­ver­si­tät Frank­furt am
Main), Gabrie­le Michalitsch (Öko­no­min und Poli­to­lo­gin, Universität
Wien), Ste­fan Schmalz (Insti­tut für Sozio­lo­gie der Friedrich
Schil­ler-Uni­ver­si­tät Jena), Chris­ti­na Kaindl (Psy­cho­lo­gin, Rosa Luxemburg
Stif­tung /​ Ber­lin), Mar­kus Wis­sen (Insti­tut für Politikwissenschaft,
Uni­ver­si­tät Wien), Bri­git­te Kratz­wald (Sozi­al­wis­sen­schaft­le­rin,
commons.at /​ Graz), Beat Weber (Öko­nom, Bei­gewum /​ Wien), Ines
Aften­ber­ger (His­to­ri­ke­rin und Akti­vis­tin, May­day Graz), Mar­cel Kirisits
(Öko­nom, Arbei­ter­kam­mer Stei­er­mark /​ Graz), Felix Wie­gand (Diplo­mand am
Insti­tut für Poli­tik­wis­sen­schaft der Uni­ver­si­tät Wien, Akti­vist der
Grup­pe Per­spek­ti­ven /​ Wien), Käthe Knitt­ler (Öko­no­min, PrekärCafè©,
May­day /​ Wien), Joa­chim Hainzl (Sozi­al­päd­ago­ge und Sozialhistoriker,
Xenos /​ Graz), uam.

Kooperationspartner_innen
Ele­va­te, ÖH Graz – Refe­rat für Gesell­schafts­po­li­tik, Attac,
Arbei­ter­kam­mer Stei­er­mark, ÖBV-Via Cam­pe­si­na Aus­tria, IG Kultur
Stei­er­mark, Amsel (Arbeits­lo­se Men­schen suchen effek­ti­ve Lösungen),
Grü­ne Aka­de­mie, KPÖ– Bil­dungs­ver­ein, Sozia­lis­ti­sche Jugend Steiermark,
Grün­al­ter­na­ti­ve Jugend Stei­er­mark, Auge/​UG (Alter­na­ti­ve, Grü­ne und
Unab­hän­gi­ge Gewerk­schaf­te­rIn­nen), Info­la­den Graz, Doku Graz,
GenderWerkstätte, Welt­haus Diö­ze­se Graz-Seckau, A_​partment politi_X,
agit.DOC, Social Inno­va­ti­on Net­work, May­day Graz, Xenos, ETC, Hier und
Jetzt!, movimenta.org, Streif­zü­ge, Akti­ve Arbeits­lo­se, G24.at und Radio
Helsinki

Das gesam­te Sym­po­si­um ist bei frei­em Ein­tritt ohne Anmel­dung zu besuchen.

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Verlustgeschäft Privatisierung

26. Mai 2011 – 14:34 Uhr

Ver­lust­ge­schäft Privatisierung

Seit Wirt­schafts­kam­mer-Prä­si­dent Chris­toph Leitl und IV-Chef Veit Sor­ger in einer Pres­se­kon­fe­renz am 4. Mai 2011 eine neue Pri­va­ti­sie­rungs­wel­le for­der­ten, reißt die Debat­te dar­um nicht mehr ab. Ver­kauft wer­den sol­len nahe­zu alle Unter­neh­men, die sich im öffent­li­chen Besitz befin­den: Die Ener­gie­ver­sor­gungs­un­ter­neh­men, die Bun­des­im­mo­bi­li­en, die gemein­nüt­zi­gen Woh­nun­gen, die Mün­ze Öster­reich,  die Bun­des­fors­te und vie­le mehr.

Es gibt eine Rei­he poli­ti­scher Grün­de, die gegen die Pri­va­ti­sie­rung die­ser Unter­neh­men spre­chen. Die Antei­le der öffent­li­chen Hand sichern die Daseins­vor­sor­ge, Arbeits­plät­ze (sie­he Aus­tria Tabak), die Ver­sor­gung der Bevöl­ke­rung und wirt­schafts­po­li­ti­sche Gestal­tungs­mög­lich­kei­ten. Im Fall der Unter­neh­men, die auf der Ver­kaufs­lis­te von WKÖ und IV ste­hen, zeigt jedoch auch ein Blick auf die Zah­len, dass eine Pri­va­ti­sie­rung ein nicht beson­ders lukra­ti­ves Geschäft wäre.

Als Argu­ment für den Ver­kauf von Unter­neh­mens­be­tei­li­gun­gen der öffent­li­chen Hand dient die aus­ge­ru­fe­ne Schul­den­kri­se. „Wenn die Repu­blik ihre Unter­neh­men ver­kauft, bringt das eine Men­ge Geld und befreit uns von der Last der Schul­den“ – so das nur auf den ers­ten Blick nach­voll­zieh­ba­re Argu­ment. Ganz davon abge­se­hen, dass gestie­ge­ne Staats­schul­den eine Kri­sen­fol­ge sind und die Schul­den­quo­te in Öster­reich 2010 mit 72,3% des BIP noch lan­ge kei­ner Panik bedarf und unter dem euro­päi­schem Durch­schnitt liegt, gibt es ein­fach einen Unter­schied zwi­schen dem pri­va­ten Haus­halt und dem Staat: Der Staat muss eben kein Dar­le­hen mit einer bestimm­ten Lauf­zeit wie­der zurück­zah­len, daher sind für ihn vor allem die Zin­sen­diens­te die rele­van­te Grö­ße. Es gibt aber eine Gemein­sam­keit, die ger­ne ver­ges­sen wird: den Schul­den steht ein Ver­mö­gen gegen­über – nur bei­des zusam­men führt zu einer sinn­vol­len Beur­tei­lung der Finanz­si­tua­ti­on. Im Fal­le des Staa­tes gibt es zwar lei­der kei­ne ver­läss­li­chen Zah­len, doch eine Stu­die des WIFO von 2006 lie­fer­te mit einem geschätz­ten Brut­to­ver­mö­gen von ca. 113 % des BIP immer­hin den Anhalts­punkt, dass ins­ge­samt ein deut­lich posi­ti­ves staat­li­ches Net­to­ver­mö­gen vor­han­den ist.

Wie hoch auch immer das Net­to­ver­mö­gen sein mag, Fakt bleibt, dass der Erlös aus dem Ver­kauf staat­li­cher Betrie­be die Brut­to­staats­ver­schul­dung auf einen Schlag sen­ken kann. Dadurch hat die Finanz­mi­nis­te­rin jedoch nicht per se einen grö­ße­ren finan­zi­el­len Spiel­raum. Der Vor­teil einer Redu­zie­rung der Staats­schul­den liegt dar­in, dass in Zukunft weni­ger Zin­sen bezahlt wer­den müs­sen. Der Nach­teil einer sol­chen Schul­den­re­duk­ti­on durch den Ver­kauf von staat­li­chem Eigen­tum besteht aber dar­in, dass natur­ge­mäß Ertrag brin­gen­des Staats­ver­mö­gen ver­lo­ren geht, und damit dau­er­haf­te Ver­lus­te von Unter­neh­mens­ge­win­nen anfal­len. Der­zeit fließt stän­dig Geld von OMV, Ver­bund und Co in Form von Divi­den­den in die Staats­kas­sa. Und: Die Unter­neh­men wer­den durch Inves­ti­tio­nen ua mehr wert, das sorgt für noch höhe­re Divi­den­den in der Zukunft.

Aus die­ser Tat­sa­che ergibt sich eine ein­fa­che Rech­nung: Wenn der Betrag, den der Staat durch einen gerin­ge­ren Zin­sen­dienst spart, höher ist als die – aktu­el­len und zukünf­ti­gen – Divi­den­den, lohnt sich das Kon­zept „Pri­va­ti­sie­rung zum Schul­den­ab­bau“ rein finan­zi­ell. Hier ist jedoch genau das Gegen­teil der Fall: Jene Unter­neh­men, die auf der Ver­kaufs­lis­te von Wirt­schafts­kam­mer und Indus­tri­el­len­ver­ei­ni­gung ste­hen, sind hoch pro­fi­ta­bel – ins­be­son­de­re die Ener­gie­ver­sor­ger. Die Zei­ten, in denen der Staat sei­ne Betrie­be teu­er sub­ven­tio­nie­ren muss, sind vorbei.

Eine sche­ma­ti­sche Bei­spiel­rech­nung zeigt, dass die letz­ten Pri­va­ti­sie­run­gen kein Geschäft für den Staat waren. Die OMV-Teil­pri­va­ti­sie­rung von rund 15 % des Unter­neh­mens brach­te 1996 Pri­va­ti­sie­rungs­er­lö­se von knapp über 300 Mio Euro. Die­se führ­ten zu einer Zins­er­spar­nis von rund 19 Mio Euro jähr­lich. Gleich­zei­tig gin­gen aber auch die Anrech­te auf rund 15% des OMV-Jah­res­über­schus­ses – damals kon­kret 21,5 Mio Euro– ver­lo­ren. Das heißt, durch die Pri­va­ti­sie­rung ergab sich bereits im ers­ten Jahr ein öko­no­mi­scher Ver­lust von 2,5 Mio Euro. Über die Jah­re stieg der OMV-Jah­res­über­schuss auf das 10-fache an, was natür­lich auch den Bun­des­an­teil am Gewinn auf das 10-fache erhöht hät­te, wäh­rend die jähr­li­che Zins­er­spar­nis par­al­lel zum sin­ken­den Zins­ni­veau sogar klei­ner wur­de. Im Zeit­raum 1996–2010 ergibt sich so ein gigan­ti­scher Ver­lust für den Staats­haus­halt von über 1 Mil­li­ar­de Euro.

Ganz davon abge­se­hen, dass der Ver­kauf von Unter­neh­men, die die Bevöl­ke­rung mit Ener­gie ver­sor­gen oder dem Was­ser­schutz die­nen (Bun­des­fors­te) die Ver­sor­gungs­si­cher­heit gefähr­den – inter­na­tio­na­le Bei­spie­le dafür gibt es genug – wäre eine neue Pri­va­ti­sie­rungs­wel­le für den Staat rein kauf­män­nisch ein denk­bar schlech­tes Geschäft. Die Bemü­hun­gen von Wirt­schafts­kam­mer und Indus­tri­el­len­ver­ei­ni­gung die­ses Geschäft trotz­dem durch­zu­zie­hen, legen den Schluss nahe, dass es mit der dort pos­tu­lier­ten Ideo­lo­gie­frei­heit nicht weit her ist. Sie blei­ben im alten Den­ken „Pri­va­ti­sie­rung von Gewin­nen, Sozia­li­sie­rung von Ver­lus­ten“ verhaftet.

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„Sie können sich die Heimkosten für 2 Monate leisten!“

16. Mai 2011 – 14:02 Uhr

Der Sozi­al­hil­fe­ver­band Lie­zen bie­tet für sei­ne Bür­ge­rIn­nen ein ganz beson­de­res Online-tool – den Heim­kos­ten­rech­ner. Er soll zei­gen, wie viel ein Platz in einem Pfle­ge­heim kos­tet. Gleich­zei­tig offen­bart er das Kon­zept der öster­rei­chi­schen Pfle­ge­fi­nan­zie­rung, und das in nur zwei Fra­gen: (1) „Ihre Pen­si­on brut­to in Euro beträgt?“, und (2) „Ihre Pen­si­on reicht für die monat­li­chen Heim­kos­ten nicht aus! Besit­zen Sie Ersparnisse?“


Wird man in Öster­reich pfle­ge­be­dürf­tig, schlägt die 100%ige Ver­mö­gens­steu­er zu. Alles wird ver­wer­tet, bevor die öffent­li­che Hand ein­springt. Im Fach­jar­gon nennt man das den Eigen­re­gress, der Bar­ver­mö­gen, Wert­pa­pie­re und Eigen­tum ein­zieht. Noch wei­te­re Krei­se zieht der Ange­hö­ri­gen­re­gress, der kürz­lich in der Stei­er­mark wie­der ein­ge­führt wur­de. Eltern, Kin­der und Ehe­gat­ten bzw. Erben sind dann gesetz­lich ver­pflich­tet, Sozi­al­hil­fe­kos­ten, die wäh­rend eines Heim­auf­ent­hal­tes ent­ste­hen, zu ersetzen.


Eigen­tums­be­steue­rung und Pfle­ge sind also mit­ein­an­der ver­quickt – aller­dings nicht in der Form, dass die Rei­che­ren für die Ärme­ren ein­ste­hen, son­dern so, dass die Armen allein daste­hen. Ver­mö­gens­be­zo­ge­ne Steu­ern könn­ten jedoch hel­fen, den stei­gen­den Finan­zie­rungs­druck auf­grund demo­gra­fi­scher Ent­wick­lung und not­wen­di­gem Aus­bau des Dienst­leis­tungs­sys­tems zu lin­dern. In den nächs­ten ein­ein­halb Jah­ren wird unter Feder­füh­rung des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Sozia­les eine Arbeits­grup­pe für die Neu­ge­stal­tung des öster­rei­chi­schen Pfle­ge­sys­tems tagen. Auch hier wird man nicht umhin kom­men, alter­na­ti­ve steu­er­ba­sier­te For­men der Finan­zie­rung anzudenken.


Pfle­ge­be­dürf­tig­keit kann uns näm­lich alle tref­fen. Das lau­tet dann so: „Sie kön­nen sich die Heim­kos­ten für 2 Mona­te leis­ten! Ab dem 3. Monat muss für Sie jedoch…“

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6.6.: THE ROLLBACK OF TRADE UNION RIGHTS IN THE U.S.A.: The Case of Wisconsin

15. Mai 2011 – 21:22 Uhr

Mon­tag, 6. Juni 2011, 19 Uhr, im Repu­bli­ka­ni­schen Club (Rockh­gasse 1, 1010 Wien) 

A field report by

Cory WANEK (Board mem­ber of the Wis­con­sin Edu­ca­ti­on Asso­cia­ti­on Council) 

Mode­ra­tor:

Wil­fried ALTZINGER (Uni­ver­si­ty of Eco­no­mics, Vien­na)

Pre­sen­ta­ti­on and Dis­cus­sion in English

Hos­ted by: BEIGEWUM and Rep. Club

 

 On Febru­a­ry 11, 2011, new­ly elec­ted Wis­con­sin Gover­nor Scott Wal­ker pre­sen­ted his bud­get repair bill. He said the bud­get defi­cit of over $3 bil­li­on is the main rea­son he needs to pass his law strip­ping away most bar­gai­ning rights from pubic sec­tor employees. This law is not only about fis­cal items but also to widen the poli­ti­cal power gap. It will take power away from workers and con­cen­tra­te it more with the busi­nes­ses and the Repu­bli­can Par­ty. This chan­ge will have impli­ca­ti­ons that are not only local but also natio­nal and international.

For more on that: 

The rea­son for the protests 

Divi­de and con­quer – the „haves and have nots“





















Fekters Ideologie

8. Mai 2011 – 16:23 Uhr

Neu-Finanz­mi­nis­te­rin Maria Fek­ter emp­fin­det den Ver­gleich mit Mar­gret That­cher als „eiser­ne Lady“ als ein Kom­pli­ment. Das ver­riet sie dem Stan­dard (7./8. Mai 2011) in einem Inter­view. War­um? „That­cher hat mit ihren Refor­men ein abge­wirt­schaf­te­tes Land zur Erfolgs­sto­ry gemacht.“ Wenn das mal kei­ne Dro­hung ist…

Fek­ter sagt dann im glei­chen Inter­view auch, dass der Staat sich von sei­nen Betrie­ben tren­nen soll, „und zwar um Schul­den abzu­bau­en […].“ Das ist inter­es­sant. Denn wenn man  eine Bilanz gleich­zei­tig auf der Haben­sei­te (Staats­ver­mö­gen) und auf der Soll­sei­te (Staats­schul­den) kürzt, dann betreibt man ledig­lich  eine Bilanz­kür­zung und  kei­nen Schul­den­ab­bau. Anders for­mu­liert: Den Staats­schul­den steht ein Staats­ver­mö­gen ent­ge­gen. Noch anders for­mu­liert: Wenn jemand ein Haus besitzt, das 200.000 Euro wert ist, und Kre­di­te in Höhe von 100.000 Euro hat,  besitzt er ein Ver­mö­gen von 100.000 Euro. Wird das Haus ver­kauft und die Kre­di­te begli­chen, dann blei­ben 100.000 Euro als Haben – als Ver­mö­gen – bestehen. Die Zusam­men­set­zung des Ver­mö­gens hat sich also geän­dert, am Wert des Ver­mö­gens ändert sich jedoch nichts. Pri­va­ti­sie­run­gen füh­ren also nicht zum Schul­den­ab­bau, son­dern zu einer Ver­än­de­rung der Zusam­men­set­zung des Staats­ver­mö­gens. Fek­ters Aus­sa­gen fol­gen kei­ner Logik – aber dar­um geht es ihr auch nicht. Son­dern um pure Ideo­lo­gie. Noch ein­mal aus dem Stan­dard-Inter­view: „Außer­dem ist wirt­schaft­li­ches Manage­ment immer bes­ser als staat­li­ches.“ Begrün­det wird das nicht, was nach der Ban­ken- und Wirt­schafts­kri­se min­des­tens erstaun­lich ist.

Es stellt sich die Fra­ge, wann es Sinn macht, die staat­li­che Eigen­tü­mer­schaft einer pri­va­ten vor­zu­zie­hen. Dies macht dann Sinn, wenn die Zie­le (sozia­ler Aus­gleich, öffent­li­che Infra­struk­tur, öffent­li­che Daseins­vor­sor­ge usw.) sich bes­ser durch den Staat als über pri­va­te Anbie­ter errei­chen las­sen. Maria Fek­ter müss­te also begrün­den, war­um pri­va­te Anbie­ter etwa die Ver­sor­gung mit öffent­li­chen Ver­kehrs­dienst­lei­tun­gen in der Flä­che bes­ser bewerk­stel­li­gen kön­nen als der Staat. Zudem müss­te sie begrün­den, wann Schul­den­ab­bau und Schul­den­auf­nah­me durch den Staat Sinn machen, und wann nicht. Auf dem BEI­GEWUM-Blog wur­de am Bei­spiel der Schul­den­brem­se und der geplan­ten Bud­get­kon­so­li­die­rung in Öster­reich hier­zu Stel­lung genommen.

Wenn Fek­ter ihre ideo­lo­gi­schen Scheu­klap­pen abset­zen wür­de, dann könn­te auch das The­ma Staats­ver­schul­dung ange­gan­gen wer­den – noch immer ver­zich­tet Öster­reich auf Ver­mö­gens­steu­ern, hat extrem nied­ri­ge Kör­per­schafts­steu­ern und die Erb­schafts­steu­er wird bekannt­lich auch nicht mehr ein­ge­ho­ben. Hier gibt es Poten­ti­al, die Ein­nah­men des Staa­tes zu stär­ken – und so die Schul­den zurück­zu­füh­ren. „Eiser­ne Lady“ ist kein Kom­pli­ment für eine Finanz­mi­nis­te­rin. „Poli­ti­ke­rin mit öko­no­mi­schem Sach­ver­stand“, das wäre eines.

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Diskussion „Alternativen zum BIP“: Veranstaltungsbericht vom 4.5.2011

6. Mai 2011 – 9:00 Uhr

Wie neu­tral ist das BIP? Unter ande­rem die­se Fra­ge wur­de bei der BEI­GEWUM-Podi­ums­dis­kus­si­on „Alter­na­ti­ven zum BIP – wel­che Indi­ka­to­ren für wel­che Gesell­schaft?“ am 4.5. durch­aus kon­tro­ver­si­ell dis­ku­tiert. Kon­rad Pesen­dor­fer (Gene­ral­di­rek­tor Sta­tis­tik Aus­tria) ver­tei­dig­te das Brut­to­in­lands­pro­dukt (BIP) als wert­freie Addi­ti­on mone­tä­rer Akti­vi­tä­ten, die erst durch ihre Über­hö­hung als Wohl­stands­in­di­ka­tor durch die Poli­tik pro­ble­ma­tisch, weil irre­füh­rend, wer­de. Dem­ge­gen­über beton­ten Katha­ri­na Mader (Wirt­schafts­uni­ver­si­tät, BEIGEWUM) und Ulrich Brand (Poli­tik­wis­sen­schafts-Pro­fes­sor Uni Wien) die intrinsisch poli­ti­sche Qua­li­tät von Indi­ka­to­ren. „Kenn­zif­fern­fra­gen sind Macht­fra­gen“ lau­tet denn auch der Titel eines Bei­trags im aktu­el­len Kurs­wech­sel 1/​2011, der bei der Ver­an­stal­tung vor­ge­stellt wurde.

Der­zeit gibt es inter­na­tio­nal eine Debat­te um neue Wohl­stands­in­di­ka­to­ren, die das BIP ergän­zen oder ablö­sen sol­len, wie Kon­rad Pesen­dor­fer erläu­ter­te. Als wich­ti­ge Weg­mar­ke gilt der von Frank­reichs Prä­si­dent Sar­ko­zy beauf­trag­te Stiglit­z/­Sen/­Fi­tous­si-Bericht, der in drei Gebie­ten Anpas­sun­gen vor­schlägt (Ergän­zung des Pro­duk­ti­ons-Blick­win­kels des BIP durch eine Betrach­tung der Lage von Haus­hal­ten; Mes­sung von Lebens­qua­li­tät; Mes­sung von Nach­hal­tig­keit). Im Anschluss dar­an sind auch EU und OECD aktiv bei der Suche nach neu­en Indi­ka­to­ren. In Öster­reich arbei­tet die Sta­tis­tik Aus­tria dar­an, auf Basis bestehen­der Daten sol­che Indi­ka­to­ren bereit­zu­stel­len. Aus dem Publi­kum wur­de zudem auf das Indi­ka­to­ren­set nach­hal­ti­ger Ent­wick­lung in Öster­reich hingewiesen.

Bei den Indi­ka­to­ren anzu­set­zen wer­te­te Mader als Ver­such, das Pferd ver­kehrt her­um auf­zu­zäu­men. Zuerst brau­che es eine neue Wirt­schafts­theo­rie und Debat­te dar­über, was gesell­schaft­lich wich­tig, was wirt­schaft­lich sinn­vol­le Akti­vi­tät und wie der Zusam­men­hang zwi­schen Wirt­schaft und Lebens­qua­li­tät sei, erst dar­aus abge­lei­tet kön­ne sinn­voll über Indi­ka­to­ren dis­ku­tiert wer­den. Die Aus­blen­dung der Haus­ar­beit im BIP und die damit ver­knüpf­ten geschlech­ter­po­li­ti­schen Fra­gen nann­te Mader als zen­tra­les Bei­spiel. Die Fra­ge, was gemes­sen wer­de und ob aus Mes­sun­gen auch (wirtschafts)politische Kon­se­quen­zen gezo­gen wer­den, sei eine Fra­ge gesell­schaft­li­cher Macht, und kei­ne tech­ni­sche Fra­ge der Erfin­dung von Indi­ka­to­ren. Die BIP-Debat­te blen­de gesell­schaft­li­che Macht­ver­hält­nis­se und die Grund­tat­sa­che eines Wirt­schafts­sys­tems aus, das auf Kapi­tal­ak­ku­mu­la­ti­on basiert, so Brand.

Dies wur­de in der Dis­kus­si­on auf­ge­grif­fen, als die Fra­ge the­ma­ti­siert wur­de, was eine Erfin­dung neu­er Indi­ka­to­ren dage­gen aus­rich­ten kön­ne, dass in der EU-Leit­stra­te­gie für die nächs­ten Jah­re, „EU 2020“, bereits zen­tra­le Indi­ka­to­ren vor­ge­ge­ben seien.

Reduk­ti­on oder Breite?

Brand wies dar­auf hin, dass es bereits zahl­rei­che alter­na­ti­ve Indi­ka­to­ren gebe (Gini Koef­fi­zi­ent für Ver­tei­lung, Human Deve­lo­p­ment Index, Hap­py Pla­net Index, öko­lo­gi­scher Ruck­sack, Gute Arbeit Indi­ka­tor etc.), so dass die Arbeit nicht bei Null begin­nen müs­se. Eine Viel­zahl von Indi­ka­to­ren sei wich­tig, um die Brei­te gesell­schaft­li­cher Pro­ble­me im Blick zu behal­ten, statt wie im BIP zahl­rei­che Aspek­te aus­zu­blen­den. So füh­re z.B. die „BIP-Bril­le“ in der Wirt­schafts­po­li­tik dazu, dass etwa nur an markt­för­mi­ge, wachs­tums­freund­li­che Lösun­gen der öko­lo­gi­schen Kri­se gedacht wer­de. Dem­ge­gen­über beton­te Pesen­dor­fer, dass es wich­tig sei, die Brei­te auf weni­ge Leit­in­di­ka­to­ren ein­zu­schrän­ken, die dafür eine umso brei­te­re Öffent­lich­keit errei­chen könnten.

Fotos zur Ver­an­stal­tung: Fach­buch­hand­lung des ÖGB-Verlags

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18.5.2011 Workshop EU-Wirtschaftsreformen

5. Mai 2011 – 9:26 Uhr


Work­shop „Akti­vi­tä­ten der Euro­päi­schen Zivil­ge­sell­schaft als Reak­ti­on auf EU >Six Pack< zu Euro­pean Eco­no­mic Governance“

18.05.2011, 18–20 Uhr im Repu­bli­ka­ni­schen Club (Rockh­gas­se 1, 1010 Wien)


mit Alex­an­dra Strick­ner (Attac Öster­reich) und Lukas Obern­dor­fer (AK, Abtei­lung EU& Internationales)


Der „six pack“: so wer­den die sechs Legis­la­tiv­vor­schlä­ge im poli­ti­schen Jar­gon genannt, mit denen sich die EU, zumin­dest wenn es nach dem Wil­len der EU Kom­mis­si­on und der Regie­rungs­chefs geht, eine neue wirt­schafts­po­li­ti­sche Steue­rung mit Sank­ti­ons­me­cha­nis­mus geben will. Für die ein­zel­nen Mit­glieds­staa­ten bedeu­tet dies: Schär­fe­re Kon­troll­maß­nah­men für das Bud­get als unter dem Sta­bi­li­täts­pakt und har­te Sank­ti­ons­me­cha­nis­men bei Abwei­chun­gen. Für die Bür­ge­rIn­nen wahr­schein­lich sehr dras­ti­sche Spar­pa­ke­te in den nächs­ten Jahren.


Doch han­delt es sich dabei wirk­lich um eine stil­le neo­li­be­ra­le Revo­lu­ti­on, wie dies Klatzer/​Schlager (2011) in ihrem jüngs­ten Arti­kel im Kurs­wech­sel bezeich­nen – oder gibt es auch ande­re Bewegungen?


Der BEIGEWUM ver­an­stal­te­te bereits am 31.03. unter dem Titel „Euro­pean Eco­no­mic Gover­nan­ce – ein ver­schärf­ter Neo­li­be­ra­lis­mus“ einen Work­shop im Zusam­men­hang mit den gesetz­li­chen Akti­vi­tä­ten der euro­päi­schen Uni­on. Dabei lag der Schwer­punkt auf der Ana­ly­se der offi­zi­el­len Pro­ze­du­ren und Inhalte.


Der Schwer­punkt des Work­shops am 18.05.2011 liegt auf den Akti­vi­tä­ten der euro­päi­schen Zivil­ge­sell­schaft. Was haben unter­schied­li­che Grup­pie­run­gen in ver­schie­de­nen Mit­glieds­staa­ten und auf euro­päi­scher Ebe­ne die­sem Vor­ge­hen der Regie­run­gen ent­ge­gen­zu­stel­len? Wel­che Akti­vi­tä­ten sind bis zum mög­li­chen Beschluss des „Six Pack“ am Eco­fin am 15. Juni geplant und wel­che Inhal­te sol­len trans­por­tiert wer­den bzw. wur­den schon platziert?


Ant­wor­ten auf die­se Fra­ge­stel­lun­gen wer­den uns Alex­an­dra Strick­ner (Attac Öster­reich) und Lukas Obern­dor­fer (AK, Abtei­lung EU & Inter­na­tio­na­les) geben.


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