Österreich – BEIGEWUM

Stichwort: Österreich


„Erbschaften besteuern!“ ist einmal mehr gefragt

März. 5th 2015 — 11:25

Erbschaftssteuer Initiative Erbschaften Schenkungen besteuernEnde 2013 star­te­te die Initia­ti­ve „Erb­schaf­ten besteu­ern!“, für die wir damals eine eige­ne Home­page ange­legt haben. Nun gewinnt die For­de­rung nach mehr Ver­tei­lungs­ge­rech­tig­keit erneut an Dring­lich­keit – denn die Steu­er­re­form der Bun­des­re­gie­rung droht zu einem Schutz­pro­gramm für Rei­che zu wer­den. Auf leis­tungs­lo­se Ver­mö­gens­ein­kom­men sind seit Abschaf­fung der Erb­schafts­steu­er kei­ne Steu­ern fäl­lig, gleich­zei­tig ist die Steu­er­be­las­tung auf Arbeits­ein­kom­men in Öster­reich hoch. wei­ter­le­sen »

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Von sozialem Aufstieg und journalistischem Abstieg

Juli. 12th 2013 — 9:40

Eine bür­ger­li­che Alli­anz aus der Tages­zei­tung „Die Pres­se“ und der Indus­tri­el­len­ver­ei­ni­gung (IV) bestrei­tet die Tat­sa­che, dass die Armen immer ärmer und die Rei­chen immer rei­cher wer­den. Ein Unter­fan­gen, das sich als pro­ble­ma­tisch her­aus­stellt, denn die zitier­te Auf­trags­stu­die der Sta­tis­tik Aus­tria exis­tiert nicht und zudem erzäh­len die Zah­len eine ande­re Geschich­te. Die attes­tier­ten Auf­stiegs­chan­cen öster­rei­chi­scher Arbeit­neh­me­rIn­nen beru­hen auf ein­ge­schränk­tem Zah­len­ma­te­ri­al und ste­hen mani­fes­ten Abstiegs­ri­si­ken gegen­über. Die Zuta­ten für einen Leit­ar­ti­kel sind den­noch schnell gefun­den: Eine Stu­die, die es nicht gibt, über einen Mythos, der kei­ner ist.

Mit­hil­fe von Lohn­steu­er­da­ten aus den Jah­ren 2000 und 2011 wer­den unselb­stän­dig Beschäf­tig­te beob­ach­tet, die sowohl zu Beginn als auch am Ende des Betrach­tungs­zeit­raums in der Sta­tis­tik zu fin­den sind. Hier offen­bart sich die ers­te Schwä­che der Ana­ly­se, da jene Beschäf­tig­ten, die 2000 noch erwerbs­tä­tig aber 2011 in Arbeits­lo­sig­keit, Pen­si­on, Karenz oder ein­fach nicht mehr beschäf­tigt  waren, nicht beach­tet wer­den. Nur weni­ger als die Hälf­te der in einem die­ser Jah­re unselb­stän­di­gen Erwerbs­tä­ti­gen wird also über­haupt berück­sich­tigt. Wäh­rend die Pres­se fest­hält, dass „der Anteil der ver­fes­tig­ten Armut hier­zu­lan­de sehr gering“ sei, fin­det die Armuts­fal­le Arbeits­lo­sig­keit über­haupt kei­ne Erwähnung.

Aber nicht nur am unte­ren Ende wird ein Teil der Gesell­schaft bei der Ana­ly­se von Mobi­li­tät aus­ge­blen­det. Die Reichs­ten wer­den eben­falls igno­riert, denn sie gehö­ren nicht zur lohn­steu­er­pflich­ti­gen Bevöl­ke­rung. Die wirk­lich begü­ter­ten öster­rei­chi­schen Haus­hal­te bezie­hen ihre Ein­kom­men aus Ver­mö­gen und das ist hier­zu­lan­de äußerst ungleich ver­teilt. In Öster­reich besit­zen die unte­ren 50% ledig­lich 4% des Net­to­ver­mö­gens, wäh­rend die reichs­ten 5% etwa 45% unter sich aufteilen.

Nahe­zu gleich schlecht ist noch kein Aufstieg

Auch wenn man von den gra­vie­ren­den Ein­schrän­kun­gen durch die beschnit­te­nen Daten absieht, bleibt die Inter­pre­ta­ti­on der IV äußerst morsch. Pla­ka­tiv wird dar­ge­stellt, dass drei Vier­tel der unselb­stän­dig Beschäf­tig­ten aus dem unters­ten Zehn­tel (Dezil) den Absprung aus dem ärms­ten Ein­kom­mens­seg­ment schaf­fen. Dass die meis­ten aller­dings nur ein oder zwei Dezils­gren­zen über­schrei­ten, wird ver­schwie­gen. Mehr als die Hälf­te des unters­ten Zehn­tels aus dem Jahr 2000 fand sich 11 Jah­re spä­ter in einem der ärms­ten drei Dezi­le und ver­dient monat­lich weni­ger als 1.000 Euro brut­to. Was also in den unte­ren Ein­kom­mens­be­rei­chen als „Auf­wärts­mo­bi­li­tät“ und „Auf­stiegs­chan­ce“ bezeich­net wird, spielt sich in einem sehr tris­ten Ein­kom­mens­be­reich ab. Einen wei­te­ren Teil der Auf­wärts­mo­bi­li­tät steu­ern Berufs­ein­stei­ge­rIn­nen bei. Dass Beschäf­tig­te nach zehn Jah­ren mehr ver­die­nen als bei ihrem Ein­tritt ins Berufs­le­ben, ist zum Glück nicht verwunderlich.

Aus den Daten der Sta­tis­tik Aus­tria las­sen sich die Zah­len­spie­le der IV rasch ent­zau­bern. Zwei­fel­los ist es erfreu­lich, dass rund 32% der Lohn­ab­hän­gi­gen zwi­schen 2000 und 2011 ihre Posi­ti­on inner­halb der Ein­kom­mens­ver­tei­lung ver­bes­sern konn­ten – wenn auch wie erwähnt oft nur gering­fü­gig. Dem­ge­gen­über ste­hen aller­dings 40% der Arbeit­neh­me­rIn­nen, die in die­sem Zeit­raum in ein nied­ri­ge­res Dezil abge­stie­gen sind. Eine Ein­kom­mens­grup­pe konn­te ihre Posi­ti­on indes­sen am bes­ten ver­tei­di­gen: Die obers­ten 10%. Nahe­zu zwei Drit­tel gehör­ten sowohl im Jahr 2000 als auch 2011 die­ser Grup­pe an.

Die Ein­kom­mens­sche­re geht sehr wohl auf

Trotz aller Wider­sprü­che in der Ana­ly­se las­sen sich Pres­se und IV nicht beir­ren: „Die Ein­kom­mens­sche­re geht in Öster­reich nicht auf“ lau­tet das Resü­mee. Ein kur­zer Blick in den Sozi­al­be­richt 2010 genügt, um für die Lohn­steu­er­da­ten das genaue Gegen­teil fest­zu­stel­len. Unter Berück­sich­ti­gung aller Arbeit­neh­me­rIn­nen wies das unters­te Fünf­tel im Jahr 2000 einen Ein­kom­mens­an­teil von 2,5%  auf, wel­cher bis 2010 auf 2,0% schrumpf­te. Am obe­ren Ende konn­te das reichs­te Fünf­tel sei­nen Ein­kom­mens­an­teil indes­sen von 45,7 auf 47,4% stei­gern. Im sel­ben Zeit­raum berech­nen die Stu­di­en­au­torIn­nen eine deut­li­che Zunah­me des Gini-Koef­fi­zi­en­ten, was auf eine zuneh­men­de Ein­kom­mensun­gleich­heit hin­weist (sie­he Tabelle).

Ent­wick­lung der Ver­tei­lung der lohn­steu­er­pflich­ti­gen Ein­kom­men, 1976–2010
Quel­le: Sozi­al­be­richt 2011-12, S. 233

Sozia­le Mobi­li­tät muss gestärkt werden

Sozia­le Mobi­li­tät stellt einen wich­ti­gen Fak­tor für den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt sowie für das indi­vi­du­el­le Gerech­tig­keits­emp­fin­den dar. Dies gilt sowohl für die Posi­tio­nie­rung in der Ein­kom­mens­ver­tei­lung im Lau­fe einer Erwerbs­kar­rie­re als auch für die inter­ge­nera­tio­na­le Mobi­li­tät, wel­che den Ein­fluss der Ein­kom­men von Eltern auf den Bil­dungs- und Erwerbs­ver­lauf ihrer Kin­der misst. Hier­aus lei­ten sich auch die wich­tigs­ten Maß­nah­men für Chan­cen­gleich­heit in Öster­reich ab, die das schie­fe Spiel­feld ebnen sollen.

Für die Auf­stiegs­chan­cen inner­halb eines Erwerbs­le­bens spielt Bil­dung die zen­tra­le Rol­le, was die Not­wen­dig­keit von vor­schu­li­schen Bil­dungs- und Erzie­hungs­ein­rich­tun­gen, Gesamt­schu­len sowie des frei­en Hoch­schul­zu­gangs unter­streicht. Der Kampf gegen Arbeits­lo­sig­keit und pre­kä­re Beschäf­ti­gung („working poor“) ist essen­ti­ell, um Wege aus der Armuts­fal­le zu bie­ten (12,6% der Bevöl­ke­rung waren 2011 armuts­ge­fähr­det). Nicht zuletzt muss aber end­lich dort ange­setzt wer­den, wo leis­tungs­lo­ses Ein­kom­men aus extrem ungleich ver­teil­ten Res­sour­cen bezo­gen wird: aus den Pri­vat­ver­mö­gen. Eine Ver­mö­gens­steu­er soll gemein­sam mit der Wie­der­ein­füh­rung der Erb­schafts­steu­er für die Mit­tel zur Umver­tei­lung öko­no­mi­scher Res­sour­cen sorgen.


Mat­thi­as Schnet­zer ist Refe­rent für Ver­tei­lungs­fra­gen sowie Sozi­al- und Wirt­schafts­sta­tis­tik in der AK Wien.


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10.6.2013: Über Österreich, Deutschland und Europa. Vor der Wahl ist nach der Wahl.

Mai. 26th 2013 — 15:22


Podiumsdiskussion „Über Österreich, Deutschland und Europa. Vor der Wahl ist nach der Wahl.“


Mo., 10. Juni, 18:30 in der Fach­buch­hand­lung des ÖGB-Ver­lags (Rat­haus­stra­ße 21, 1010 Wien) oder online.

Dis­kus­sion mit Jana Schult­heiss (BEIGEWUM/​Buch­pro­jekt „Mythen des Spa­rens“), Wolf­gang Lieb (Nach­Denk­Sei­ten), Mar­kus Mar­ter­bau­er (AK Wien/​Blog Arbeit&Wirtschaft); Mode­ra­tion: Katha­rina Klee (Zeit­schrift Arbeit&Wirtschaft)


Anmel­dung: veranstaltung@oegbverlag.at oder auf Face­book


Im Herbst 2013 fin­den Natio­nal­rats­wah­len in Öster­reich und die Bun­des­tags­wahl in Deutsch­land statt, im Mai 2014 dann auch die Euro­pa­wahl. Sowohl Deutsch­land als auch Öster­reich sind im Ver­gleich mit den meis­ten ande­ren EU ‑Län­dern gut durch die Kri­se gekom­men. Gleich­zei­tig mei­nen vie­le, die bei­den Län­der hät­ten weni­ger zur Lösung der Kri­se bei­getra­gen als sie wirt­schaft­lich könn­ten und man poli­tisch von ihnen erhof­fen wür­de. Deutsch­land ver­schärft durch sei­ne Vor­ga­ben sogar den Aus­teri­täts­kurs, die Wett­be­werbs­ori­en­tie­rung und die neo­li­be­ra­le Aus­rich­tung der EU ‑Stra­te­gie und auch Öster­reich muss sich den Vor­wurf gefal­len las­sen, nicht viel dage­gen zu tun. Wo aber sind die tat­säch­li­chen Spiel­räu­me für eine alter­na­ti­ve, eman­zi­pa­to­ri­sche Wirt­schafts- und Beschäf­ti­gungs­po­li­tik in der EU?


Eine Ver­an­stal­tung der „Arbeit&Wirtschaft“ in Koope­ra­ti­on mit den Nach­Denk­Sei­ten, dem ÖGB-Ver­lag und dem BEIGEWUM … mit anschlie­ßen­dem Buffet.


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Der neue Kurswechsel bei eingSCHENKt (Okto)

November. 12th 2012 — 18:48

Abstiegs­ängs­te tre­ten zuneh­mend auch in Wohl­stands­la­gen auf. Zumal sich Mit­tel­schich­ten in ihren Lebens­sti­len und Ein­stel­lun­gen ten­den­zi­ell „nach oben“ aus­rich­ten, wird Ver­un­si­che­run­gen nicht sel­ten mit der Abschot­tung gegen­über unte­ren Lagen begeg­net. Wo lie­gen die Quel­len die­ser neu­en Ver­un­si­che­rung? Wel­chen Bei­trag lie­fern die öko­no­mi­schen Ent­wick­lun­gen der letz­ten Jah­re? Wel­chen Ein­fluss haben media­le und öffent­li­che Dis­kur­se? Und wel­che Min­der­hei­ten wer­den zu Sün­den­bö­cken gemacht? Über die­se ähn­li­che Fra­gen spricht Mar­tin Schenk mit der Sozio­lo­gin Julia Hof­mann (Uni­ver­si­tät Wien):

http://okto.tv/eingschenkt/9810/20121108

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Was für eine Überraschung

Juli. 10th 2010 — 11:25

Aus einer Stu­die des Jah­res 2005:

Wobei hier eines deut­lich wird – und das zeigt die ela­bo­rier­te Stu­die sehr gut, weil sie die Ergeb­nis­se auch auf die Fakul­täts­ebe­ne her­un­ter­bricht: Der schlech­te Wert der Uni Wien resul­tiert „fast aus­schließ­lich“ aus der hohen Drop-out-Rate in den extrem über­lau­fe­nen Mas­sen­fä­chern in der (für den Ver­gleich an allen Unis kon­stru­ier­ten) geis­tes- und sozi­al­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät (GeSo­Wi). (.pdf)

Big sur­pri­se. Wobei ich die Ver­diens­te die­ser Stu­die nicht in Abre­de stel­len will; im Gegen­teil. Nur ist es halt trau­rig, dass der empi­ri­sche Beleg des Offen­sicht­li­chen von poli­tisch-minis­te­ri­el­ler Sei­te fünf Jah­re lang unter Ver­schluss gehal­ten wer­den kann und darf. Damit wird eine Grund­re­gel des demo­kra­ti­schen Wil­lens­bil­dungs­pro­zes­ses gebro­chen. Mir egal, ob man das nun als Jose­phi­nis­mus oder büro­kra­ti­sche Will­kür bezeich­net; es ist ein­fach­ei­ne Sauerei.

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Was es mir wert ist.

Januar. 11th 2010 — 20:13

Finanz­mi­nis­ter Pröll will die Öster­rei­chi­sche Natio­nal­bank ver­staat­li­chen. Ich kann nur ver­mu­ten, die hier ver­sam­mel­ten Wirt­schafts­wis­sen­schaft­le­rIn­nen stim­men die­sem Schritt voll inhalt­lich zu. Von mir nur ein Hin­weis auf eine seman­ti­sche Irri­ta­ti­on. In der Ankün­di­gung, die rest­li­chen, nicht-staat­li­chen Antei­le der ÖNB für die Repu­blik auf­kau­fen zu wol­len, hat Pröll heu­te gesagt:

50 Mil­lio­nen – das ist es mir wert.“

Ich will ja nicht klein­lich erschei­nen. Aber, wirk­lich: wie kann ein Finanz­mi­nis­ter – wie kann irgend jemand, der über öffent­li­che Gel­der ver­fügt – sich so eine Aus­sa­ge erlau­ben? Dass es ihm das wert ist? Im Sin­ne von: Das geneh­mi­ge ich mir? Statt viel­leicht dar­auf hin­zu­wei­sen, dass es den staat­li­chen Inter­es­sen ent­spre­chen wür­de, einen sol­chen Schritt zu set­zen? Statt den Satz etwa so zu for­mu­lie­ren: „50 Mil­lio­nen – das ist die Sache wert.“ – ?

Wie geschrie­ben, eine seman­ti­sche Irri­ta­ti­on. Aber vom Ges­tus schon auf­fäl­lig. Wie nen­nen wir das: geleb­ten Josefinismus?

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Ist das alles?!

November. 4th 2009 — 22:56

Radi­ka­ler als die Wirk­lich­keit: 34 Mil­lio­nen schüt­telt der Minis­ter aus dem Ärmel, und lädt zu „brei­tem“ (?) Dia­log mit den Hoch­schul­part­ne­rIn­nen, bevor er sich nach Brüs­sel ver­zieht. Eine kur­ze Bedachtnahme:

Das mit dem Dia­log, das hat­ten wir schon. Kann sich über­haupt noch jemand erin­nern? Defi­nie­ren wir Dia­log nach wiki­pe­dia als

eine münd­lich oder schrift­lich zwi­schen zwei oder meh­re­ren Per­so­nen geführ­te Rede und Gegenrede,

dann ist das Unter­neh­men damals gründ­lich schief gegan­gen. Wich­ti­ger als der Gesprächs­in­halt ist aber ohne­hin das Signal, und noch wich­ti­ger als das Signal ist, dass über­haupt etwas gesagt wur­de. Also wer­den sich am 25.11. ein paar (um genau zu sein: 50!) Per­so­nen ver­sam­meln und ein­mal reden, und das wars dann. Immer­hin wird der Hoch­schul­dia­log nicht so teu­er wie der For­schungs­dia­log, von dem wir frei­lich auch nicht wis­sen, was er gekos­tet hat. Wert war er jeden­falls kei­nen Cent; und auf die­ses Preis-Leis­tungs­ver­hält­nis wird der Event Ende Novem­ber sicher auch kommen.

Und das führt schon zum zwei­ten Punkt: Die Trans­pa­renz. Dass Hahn plötz­lich so viel Geld hat, mach­te eini­ge stut­zig. Aber ob nun das Geld aus einer Quel­le kommt, die vor­her den Unis abge­zwackt wur­de, ist gar nicht so wich­tig. Pro­ble­ma­ti­scher ist die Art, wie die Mit­tel plötz­lich aus dem Hut gezau­bert wer­den – vom Gön­ner Gio, der einen glimpf­li­chen Aus­gang der gan­zen Uni-Affä­re braucht, will er wirk­lich das For­schungs­res­sort in Brüs­sel über­neh­men – und wie sie ver­ge­ben wer­den – von den Rek­to­ra­ten, in Zusam­men­ar­beit mit der ÖH. Das ist die Poli­tik der Sym­bo­lik, in der es um kei­ne inhalt­li­che Aus­ein­an­der­set­zung geht. Und es ist auch eine Poli­tik der Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit, in der sich der zustän­di­ge Res­sort­lei­ter abputzt an den Ver­tei­lungs­kämp­fen, die unter sei­nen wach­sa­men Augen dann aus­ge­tra­gen werden.

Die For­de­run­gen der Stu­die­ren­den und der Leh­ren­den (zumin­dest jener, die sich mit den Beset­ze­rIn­nen soli­da­risch erklärt haben) klin­gen ja anders. Aber mich irri­tiert, dass vor allem letz­te­re auf Hahns uner­war­te­te Geld­spen­de bis­her noch gar nicht reagiert haben. Wie wäre es denn damit, dass die „exter­nen“ Lek­to­rIn­nen an jenen Insti­tu­ten, wo sie mehr als 50% der Leh­re tra­gen, ihre Ver­trä­ge kün­di­gen oder, wenn das recht­lich nicht gut mög­lich ist, sich soweit soli­da­ri­sie­ren, dass sie kei­ne zukünf­ti­gen Ver­trä­ge mehr unter­schrei­ben, sofern dort nicht sub­stan­ti­el­le Ver­bes­se­run­gen drin­nen ste­hen? Ich wüss­te eini­ge Stu­di­en­rich­tun­gen, da wür­de der Lehr­be­trieb sofort zusammenbrechen.

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Nieder mit Humboldt

Oktober. 28th 2009 — 21:31

Ich weiss, damit mache ich mir hier kei­ne Freun­de, aber: der Öko­nom hat recht. Ich weiss, es wird nicht gern gele­sen, aber: Öster­reichs Hoch­schul­sys­tem ist eines der eli­tärs­ten, die es im inter­na­tio­na­len Ver­gleich gibt. Ich weiss, es ist nicht oppor­tun, aber: Ein Bil­dungs­sys­tem, das der­art ver­ant­wor­tungs­los mit ihren Res­sour­cen umgeht, ist so ver­rot­tet wie die Zustän­de, die jetzt zu recht ange­klagt werden.

Ich wür­de mir gera­de von der Lin­ken in Öster­reich wün­schen, dass sie sich doch lang­sam mal davon ver­ab­schie­det, sich vor den Kar­ren der aka­de­mi­schen Eli­ten die­ses Lan­des span­nen zu las­sen und statt­des­sen sozi­al gestaf­fel­te Zugangs­kri­te­ri­en für die höhe­re Bil­dung zu for­dern beginnt. Und, bit­te, bit­te: Ver­gesst Hum­boldt und die­sen gan­zen bil­dungs­bür­ger­li­chen Quatsch!

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Die Person macht’s

Juni. 13th 2009 — 4:16

Gerd Val­chars plä­diert im Stan­dard für eine Auf­wer­tung des Per­sön­lich­keits­wahl­rechts in Österreich:

Eine sol­che Ände­rung im Wahl­sys­tem wür­de das Gewicht bei der Kan­di­da­ten­aus­wahl deut­lich in Rich­tung Wäh­ler ver­schie­ben, ohne dass die Par­tei­en plötz­lich ihren Ein­fluss auf die Rekru­tie­rung gänz­lich ver­lie­ren würden.“

Die Effek­te, die sich Val­chars davon ver­spricht: Grö­ße­re „Bür­ger­nä­he“, sprich „mehr Unab­hän­gig­keit der ein­zel­nen Abge­ord­ne­ten gegen­über ihrer Par­tei“. Zwei­tens, ein sol­cher Modus „macht einen Wahl­gang natür­lich auch deut­lich span­nen­der“. Drit­tens und vor allem aber: „Jede ein­zel­ne Vor­zugs­stim­me zählt und wird auch wirksam.“

Bür­ger­nä­he, Span­nung, Demo­kra­tie – Das klingt zwar ein biss­chen nach Über­ra­schungs­ei, ist aber sicher rich­tig. Ich per­sön­lich wür­de viel­leicht noch hoff­nungs­froh anfü­gen, dass eine Pro­fi­lie­rung der zu Wäh­len­den gegen­über ihren Wäh­le­rIn­nen zu erwar­ten wäre (was mir ange­sichts des nie­der­schmet­tern­den Zustands der poli­ti­schen Klas­se in die­sem Land ziem­lich not­wen­dig erscheint).

Der Anlass, näm­lich die EU-Par­la­ments­wahl, wirft bei mir frei­lich eine Fra­ge auf, die mich ganz gene­rell schon seit län­ge­rem beschäf­tigt: Macht die poli­tik­wis­sen­schaft­li­che For­schung das EU-Par­la­ment viel­leicht wich­ti­ger als es nun ein­mal ist? Eine Kam­mer, die in wei­ten Tei­len zahn­los ist und nicht ein­mal den grund­le­gen­den Auf­ga­ben einer Volks­ver­tre­tung nach­kommt, wird durch eine Ände­rung des Wahl­mo­dus ja nicht rele­van­ter. Was die Sache für Öster­reich irgend­wie tra­gisch macht, ist der Umstand, dass es sogar einen poten­ti­el­len Kan­di­da­ten gab, der seit Jah­ren pro­non­ciert für eine Stär­kung des Par­la­ments und damit für eine Demo­kra­ti­sie­rung der EU ein­tritt. Aus­ge­rech­net Johan­nes Vog­gen­hu­ber ist aber aus par­tei­po­li­ti­schen Grün­den von den Wah­len fern­ge­hal­ten worden.

Val­chars rennt mit sei­nem Bei­trag bei mir offe­ne Türen ein. Ich mag die Idee einer Wahl­rechts­re­form. Aber erst in Ver­bin­dung mit der Zutei­lung von Ent­schei­dungs- und Kon­troll­kom­pe­ten­zen wird eine För­de­rung leben­di­ger Demo­kra­tie erreicht.

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Geschichte wird gemacht

Juni. 9th 2009 — 3:52

Schwei­gen? Als Elder Sta­tes­man nicht mehr.

[…] unser rie­si­ger Staats­sek­tor war ja gar nicht ideo­lo­gisch gewollt. Viel­mehr war er aus einer Not­wen­dig­keit her­aus ent­stan­den: In den 50er Jah­ren gab es in Öster­reich vie­le rus­si­sche Indus­trie­be­tei­li­gun­gen, besetz­te Betrie­be und Fir­men im rus­si­schen Ein­fluss­be­reich. Die ehe­mals deut­schen Rüs­tungs­be­trie­be, das Indus­trie­kon­glo­me­rat Voest, die staat­li­che Mine­ral­öl­ver­wal­tung – all das war gefähr­det. Woll­te man die­sen Ein­fluss zurück­drän­gen, konn­te man die Unter­neh­men nur verstaatlichen.

So Wolf­gang Schüs­sel im auch sonst amü­sant lesens­wer­ten Inter­view mit dem Mana­ger Maga­zin. Dass die Voest jetzt neu­er­dings in sowje­ti­schem Besitz gewe­sen sein soll (oder davon auch nur bedroht gewe­sen wäre), heißt Geschich­te neu schrei­ben. Aber was solls, Herr Schüs­sel ist ja nicht His­to­ri­ker, son­dern, wie er salopp erklärt, Jurist Öko­nom.

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