Der Kurswechsel 1 (2015) ist erschienen! Thema: Soziale Reproduktion, Alltag, Krise
In vielen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ist seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 auch die soziale Sicherung der Bevölkerung zunehmend in Bedrängnis geraten, da viele Staaten ihre Sozialausgaben gekürzt und Entlassungen im öffentlichen Sektor stattgefunden haben. Viele Studien belegen mittlerweile, dass es vor allem die Bevölkerung in den jeweiligen Ländern ist, die die Kosten der Krise zu tragen hat (vgl. OECD 2014). In der aktuellen Ausgabe des Kurswechsel werden die gesellschaftlichen Folgewirkungen der Krise näher in den Fokus gerückt und gezeigt werden, dass trotz massiven Sozialabbaus in einigen Mitgliedstaaten auch unterschiedliche Praktiken der Solidarität und des Widerstandes entstanden sind. Unsere besondere Aufmerksamkeit liegt dabei auf zumeist vernachlässigten Dimensionen in der Erforschung der Finanz- und Wirtschaftskrise: der sozialen Reproduktion und dem Alltag der Menschen. Unter sozialer Reproduktion werden alle Tätigkeiten, die haushaltsnahe ausgeführt werden, wie das Kochen, Waschen, Putzen und Pflegen von Angehörigen, aber auch Dienste, die die nähere NachbarInnenschaft umfassen, verstanden. All die täglichen kleinen Handlungen des informellen Warentausches, der nachbarschaftlichen Hilfe und der Unterstützung durch Kommunen und sogar von Schulklassen rücken damit in den Blick. Dass diese Tätigkeiten zunehmend von Privatpersonen oder in Subsistenzwirtschaft ausgeführt werden, zeigt, inwiefern „ein Blick aus der Küche“ (Elson 2012) hilft, die alltäglichen Dimensionen einer „Vielfach-Krise“(Demirovic / Dück / Becker / Bader 2011) zu erfassen. Dort, wo der Sozialstaat zunehmend nicht mehr handlungsfähig ist, wie z.B. in Griechenland oder in Slowenien, greifen Menschen auf andere Formen der Unterstützung zurück, die oft von Frauen organisiert oder ausgeführt werden.
Das Debattenforum befasst sich einmal mehr mit den aktuellen geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) und deren Wirksamkeit.
Mit Beiträgen von: Brigitte Aulenbacher /Almut Bachinger /Fabienne Décieux, Brigitte Bargetz, Christiane Marty, Marina Papadaki / Samy Alexandridis / Stefania Kalogeraki, Liljana Rihter, Tania Toffanin, Peter Weissenburger, Stefanie Wöhl, Stefan Ederer / Lisa Mittendrein / Valentin Schwarz, Philipp Heimberger, Bert Werber
Herausgegeben von Stefanie Wöhl, Julia Hofmann und Christa Schlager
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