Mythen-umrankte Bankensteuer – BEIGEWUM

Mythen-umrankte Bankensteuer

am 24. Februar 2010 um 11:12h

Die in Öster­reich geplan­te Ban­ken­steu­er macht Schlag­zei­len, und Bun­des­kanz­ler Fay­mann macht so viel PR-Wind dar­um, dass man fürch­ten muss, er wer­de im Abtausch für die­se gering­fü­gi­ge Maß­nah­me über­pro­por­tio­nal gro­ße Zuge­ständ­nis­se an den Koali­ti­ons­part­ner bei der Ver­tei­lung der wei­te­ren Bud­get­kon­so­li­die­rungs-Belas­tun­gen machen. Um das vor­zu­be­rei­ten, schla­gen die Betrof­fe­nen und ihre Ver­bün­de­ten jeden­falls mal mäch­tig Alarm – nicht immer mit sehr über­zeu­gen­den Argu­men­ten. Eine klei­ne Auswahl:


Abwan­de­rung der Kon­zern­zen­tra­len nach Ost­eu­ro­pa als Fol­ge der Ein­füh­rung der Ban­ken­steu­er“: Da kann man nur sagen: Viel Spaß, wenn die nächs­te Finanz­kri­se kommt! Wer­den die Ban­ken in ihren neu­en Stand­or­ten in ost­eu­ro­päi­schen Staa­ten dann genau­so groß­zü­gig mit steu­er­fi­nan­zier­ten Ban­ken­pa­ke­ten geret­tet wer­den wie vom öster­rei­chi­schen Staat im Herbst 2008? Ange­sichts der Mini­mal- bis Null-Pake­te in den öst­li­chen Nach­bar­staa­ten in der jet­zi­gen Kri­se und den düs­te­ren wirt­schaft­li­chen und bud­ge­tä­ren Aus­sich­ten in den betrof­fe­nen Län­dern kaum vorstellbar.


Im Gegen­satz zu den US-Ban­ken sind öster­rei­chi­sche Ban­ken unschul­di­ge Opfer der Kri­se“: Zwar ist der Anteil des spe­ku­la­ti­ven Eigen­han­dels in öster­rei­chi­schen Ban­ken rela­tiv klein. Doch die öster­rei­chi­schen Ban­ken haben als Kund­schaft durch­aus ver­sucht, an den Ertrags­ver­spre­chen spe­ku­la­ti­ver Geschäf­te in den USA und anders­wo mit­zu­na­schen. Und auch das viel­be­schwo­re­ne kon­ser­va­ti­ve Geschäfts­mo­dell ist durch Über­deh­nung zu einem volks­wirt­schaft­li­chen Risi­ko gewor­den. Das öster­rei­chi­sche Ban­ken­pa­ket zählt mit rund 30% des BIP zu den größ­ten in der EU – war­um bloß? Weil die öster­rei­chi­schen Ban­ken in den letz­ten Jah­ren aggres­siv expan­diert haben, vor allem im jetzt wackeln­den Ost­eu­ro­pa. Mehr dazu im neu­en BEI­GEWUM-Buch „Mythen der Krise“. 


Die Steu­er wird ohne­hin an die Kund­schaft wei­ter­ge­ge­ben“: Wenn Bran­chen­in­si­der das als gesi­cher­tes Wis­sen vor sich her­tra­gen, ist das ein Hin­weis auf man­geln­den Wett­be­werb im Ban­ken­sek­tor, ja auf ein Fort­be­stehen ver­bo­te­ner infor­mel­ler Preis­ab­spra­chen. Ein deut­li­cher Auf­ruf zum Ein­schrei­ten der Wett­be­werbs­be­hör­de. Und selbst wenn es zu einer Über­wäl­zung kommt, ist immer noch die Fra­ge, in wel­cher Form: Eine all­ge­mei­ne Erhö­hung von Gebüh­ren für Basis­dienst­leis­tun­gen wie Kon­to­füh­rung wirkt unter Ver­tei­lungs­ge­sichts­punk­ten eher regres­siv, eine Sen­kung der Spar­zin­sen eher pro­por­tio­nal, eine Erhö­hung spe­zi­el­ler Trans­ak­ti­ons­ge­büh­ren viel­leicht sogar progressiv.


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