Arbeitsmärkte – BEIGEWUM

Stichwort: Arbeitsmärkte


Der neue Kurswechsel bei eingSCHENKt (Okto)

November. 12th 2012 — 18:48

Abstiegs­ängs­te tre­ten zuneh­mend auch in Wohl­stands­la­gen auf. Zumal sich Mit­tel­schich­ten in ihren Lebens­sti­len und Ein­stel­lun­gen ten­den­zi­ell „nach oben“ aus­rich­ten, wird Ver­un­si­che­run­gen nicht sel­ten mit der Abschot­tung gegen­über unte­ren Lagen begeg­net. Wo lie­gen die Quel­len die­ser neu­en Ver­un­si­che­rung? Wel­chen Bei­trag lie­fern die öko­no­mi­schen Ent­wick­lun­gen der letz­ten Jah­re? Wel­chen Ein­fluss haben media­le und öffent­li­che Dis­kur­se? Und wel­che Min­der­hei­ten wer­den zu Sün­den­bö­cken gemacht? Über die­se ähn­li­che Fra­gen spricht Mar­tin Schenk mit der Sozio­lo­gin Julia Hof­mann (Uni­ver­si­tät Wien):

http://okto.tv/eingschenkt/9810/20121108

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OECD für öffentliche Beschäftigung und soziale Absicherung in der Krise

September. 16th 2009 — 9:48

Unver­däch­ti­ger könn­te der Zeu­ge nicht sein: Nach­dem die OECD über Jah­re, wenn nicht gar Jahr­zehn­te hin­weg der Dere­gu­lie­rung der Arbeits­märk­te das Wort gere­det hat, wer­den in letz­ter Zeit die Töne etwas mode­ra­ter und ana­ly­tisch differenzierter. 

Im heu­te (16. Sep­tem­ber 2009) ver­öf­fent­lich­ten „Employ­ment Out­look 2009“, einem Werk von immer­hin 282 eng beschrie­be­nen Sei­ten mit einer Unzahl an Daten, Fak­ten und Ana­ly­sen zum Arbeits­markt­ge­sche­hen, for­dert das OECD-Sekre­ta­ri­at die Mit­glied­staa­ten u. a. auf zu über­le­gen, ob für bestimm­te Pro­blem­grup­pen, zumin­dest tem­po­rär und auf enge Ziel­grup­pen focu­siert, nicht öffent­li­che Beschäf­ti­gungs­pro­jek­te und eine enge­re sozia­le Absi­che­rung wir­kungs­vol­le Mit­tel in der Kri­se wären. Das ist ein neu­er Ton!

Im zen­tra­len Kapi­tel zur Kri­se wird davon aus­ge­gan­gen, dass die Arbeits­lo­sig­keit in der OECD bis Ende 2010 um 25 Mio. Per­so­nen gegen­über dem Tief­punkt Ende 2007 zuneh­men wird; das ist ein Anstieg um ca. 80%! Die­se Zunah­me ist bis­her zwi­schen den Län­dern sehr unter­schied­lich aus­ge­fal­len – auf die nähe­ren Grün­de geht die OECD aller­dings nicht ein; und er wird bis Ende nächs­ten Jah­res sehr unter­schied­li­che Län­der­quo­ten mit sich brin­gen: ESP 19,8%, GER 11,8%, USA 10,1%, JAP und AUT 5,8%.

Die Kon­junk­tur- und Sta­bi­li­sie­rungs­pro­gram­me, die in ihrem Aus­maß sehr unter­schied­lich aus­ge­fal­len sind (FRA und KOR bil­den Mini­mum und Maxi­mum, AUT liegt am unte­ren Ende), haben ihre beab­sich­tig­ten Wir­kun­gen lt. OECD eini­ger­ma­ßen erfüllt.

Das Betrof­fen­heits­mus­ter nach Sek­to­ren, Alter, Aus­bil­dung, Beruf, Geschlecht, etc. ist dem vor­an­ge­gan­ge­ner Kri­sen nicht unähn­lich. In AUT fällt auf, dass Nied­rig­qua­li­fi­zier­te und Frau­en bis­her von der Kri­se nur durch­schnitt­lich betrof­fen sind.

Für OECD-Ver­hält­nis­se eben­falls inter­es­sant ist die Fest­stel­lung, dass zwar die Per­sis­tenz einer ein­mal gestie­ge­nen Arbeits­lo­sen­quo­te sich durch die Struk­tur­re­for­men der ver­gan­gen Jah­re redu­ziert hat, aller­dings auf Kos­ten einer höhe­ren zykli­schen Varia­bi­li­tät; d. h. hät­te es weni­ger Maß­nah­men zur Fle­xi­bi­li­sie­rung der Arbeits­märk­te in der Ver­gan­gen­heit gege­ben, wäre der gegen­wär­ti­ge Anstieg der Arbeits­lo­sig­keit wohl gerin­ger ausgefallen.

Wie ein­gangs erwähnt, legt die OECD für Per­so­nen mit hohem Lang­zeit­ar­beits­lo­sig­keits­ri­si­ko nahe, öffent­li­che Beschäf­ti­gungs­pro­gram­me anzu­bie­ten. Das war bis­her stets ver­pönt. Aus öster­rei­chi­scher Sicht ist an dem Vor­schlag inter­es­sant, dass Sozi­al­öko­no­mi­sche Betrie­be (SÖB), die hie­si­ge Vari­an­te eines der­ar­ti­gen Pro­gramms, in meh­re­ren Eva­lu­ie­run­gen sehr posi­tiv abge­schnit­ten haben (Wifo 2006, Lech­ner et. al. 2007, Hujer et. al. 2009).

Auch der zwei­te Denk­an­stoß der OECD soll­te AUT eine Über­le­gung wert sein: Für all jene Grup­pen am Arbeits­markt mit pre­kä­ren Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­sen, die weni­ger abge­si­chert sind als die Kern­grup­pen mit lan­gen Ver­si­che­rungs­epi­so­den, soll­ten die sozia­len Siche­rungs­ma­schen enger gefloch­ten wer­den – zumin­dest tem­po­rär in der Kri­se. Dazu gehör­ten auch höhe­re Ersatz­quo­ten am Beginn der Arbeits­lo­sig­keit, weil hier das Absi­che­rungs­ni­veau in AUT im inter­na­tio­na­len Ver­gleich nied­rig ausfällt.

In einem wei­te­ren Kapi­tel des „Employ­ment Out­look“ wird die unor­tho­do­xe Fra­ge gestellt: „Is Work the best Anti­do­te to Poverty?“

Alles in Allem ist der dies­jäh­ri­ge Beschäf­ti­gungs­aus­blick der OECD ein äußerst lesens­wer­tes Doku­ment zum Ver­ständ­nis der Arbeits­markt­vor­gän­ge in der Krise.

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